Nils Niemann, Vortragskunst und Bühnenpräsenz, Berlin 22.03.15

Als ich meinen Vortrag die Haushaltung von Lessing gemacht habe, da sagte Nils, dass ich sehr präzise sei, und sehr mit dem Kopf denke, und das sehe man. Ich solle grundsätzlich so schauen, dass ich den Text super beherrsche und mich dann auf das Spielen und auf die Gefühle konzentriere. Auch die Gefühle oder die Sache vorher konkret vorstellen und dann kommen lassen…

Auch sollte ich wenn ich den Text dann beherrsche wirklich mit den Betonungen übertreiben und ins Gefühl gehen, auch und insbesondere zu Hause beim Üben… Das wäre sehr gut für mich, dass ich vom Kopf weg komme.

Sehr gut war ja auch von Ulli Radoy, das Ganze erst einmal im Gefühl spielen…

Immer in einem Bogen auf die Bühne gehen und in einem Bogen abgehen. Und wenn man geht dann die Füße Kreuzen… Das heißt ein Fuß führt beispielsweise rauf oder weg von der Bühne und der andere Fuß schaut zum Publikum. Man kreuzt dann immer. Blick zum Publikum.

Der Vortrag Blues von Ringelnatz. Gleich am Anfang „Wenn Du nicht froh kannst denken“ da soll ich nicht mit der Hand und dem Kopf das Denken andeuten sondern, in dem Fall ist „das nicht froh“ wichtiger, also mache ich ein trauriges Gesicht also in dem Fall komme ich über die Mimik.

Dann bei Blues ist es gut mit der Blume von der rechten in die linke Hand.

Wenn ich aber vorher sage „irgendein staubiger gelber sei es Hahnenfuss“. Das ist ja quasi eine Steigerung. Ich zeige abschätzig nach links irgend ein staubiger, sei es Hahnenfuß zeige ich ein noch weiteres Stück weg nach links …  Das macht Sinn.

Wenn ich zum Spiegel spreche dann soll ich das deutlich machen, also wirklich zum Spiegel sprechen…

Es gibt zwei Arten zu Akzentuieren. Einmal die Gefühle über Haltungen, Aktionen, Bewegungen, Mimik und dann kann ich noch Wörter durch Gesten unterstreichen. Und lieber nicht zu viel. Wenn man die Wahl hat Gefühlsausdruck oder Gesten dann lieber Gefühlsausdruck.

Interessant war, als Nils die Szene Haushaltung von Lessing dann einmal komplett ohne Text, nur die einstudierten Gesten, vorgetragen hat… Da kann man dann gut prüfen ob eine Geste zu viel ist.

Nils hat auch gesagt, dass eingefleischte Schauspieler sagen „ja nur keine Geste, sondern naturalistisch“. Es gibt eben Stanislawski und so wo man beispielsweise eine Woche als Bauarbeiter leben soll damit man sich wie ein Bauarbeiter fühlt.

Es ist gut wenn man der Sache eine Struktur gibt.