Ulrich Radoy, Schauspielgrundlagen, Berlin Mitte 09.02.2015

Die Interviewtechnik ist von Stanislawski, aber die Fragen und die Thematik um den Status von Brecht.

In der Konfrontation zweier Protagonisten gibt es einen Hoch- und einen Tiefstatus.

Ich habe eine Szene mit kurzem Text improvisiert. Chef und Arbeitnehmer. Ich war nicht ganz glücklich mit der Umsetzung. Irgendwie war ich nicht im Rhythmus und nicht richtig in der Rolle drin. Die darzustellende Rolle war auch nicht in meinem Körper. So habe ich das empfunden.

Dann mußte ich doch überraschender Weise schon als Nork auftreten. Zuerst hat mich Ulli in der Rolle Norks interviewt. Dann habe ich die Szene im Aufzug gespielt und den Text improvisiert. Ich sollte danach das Ganze auch noch mal ohne Text spielen.

Wichtig sind bei der Etablierung der Szene die W-Fragen. Wer, Wo, Warum?

Ich denke, ich habe die Szene für das erste Mal ganz passabel gespielt. Positiv erwähnenswert war aus meiner Sicht die dargestellte Aufregung und ok war die räumliche Inszenierung mit dem Aufzug.

Es gab Feedback aus dem Publikum:

Den Aufzug hätte man sicher noch besser spielen können. Eine Kollegin meinte, ich könne ja aus Wut gegen die imaginierten Wände schlagen. Außerdem sollte ich noch konkreter den Aufzug ablaufen und dadurch die Begrenzung aufzeigen. Ich muss mir auch im Klaren sein: Wo ist die Tür? Wo ist der Spiegel? Etc.

Mir selbst muss die Szene viel stärker vor Augen sein.

Der Aufzug sollte erst eine Zeit fahren und dann sollte ich deutlich spielen, wie er stecken bleibt. Durch ein Ruckeln.

Vielleicht diese Fahrzeit mit einem Blick nach oben, da guckt man ja immer wie die Stockwerke weniger werden und dann leicht mit dem Kopf nicken. Dafür dann wenn ich auf den Aufzug warte, nicht so nach vorne und hinten wippen auf den Füßen.

Requisiten: Mobiltelefon, Sakko, Tasche, evtl. Krawatte…

Ich denke, dieses auf dem Boden setzen und die Kontrolle über die Atmung war ganz gut gespielt.

Ich stelle immer wieder fest, dieses bewusste Einsetzen von Pausen und auch dieses Aushalten der Stille mit dem Publikum wirkt sehr intensiv auf die Zuschauer. Auch direkt ins Publikum gucken, wirkt stark und dies sollte ich noch mehr machen. Eigentlich auch im Unterricht bei Ursula Preußler.

Bei Ulli darf man, im Gegensatz zu anderen Lehrern, mehr Pantomime machen, um die Sachen anzudeuten oder den Raum zu zeigen.

Vielleicht sollte ich noch klarer sein im Stimmungsumschwung. Ich trete beschwingt an die Tür und dann passiert das Unheil. Den Wendepunkt dadurch klarer machen. Somit die Darstellung verbessern durch Betonung von Wendepunkten.

Das mit dem Text lernen ist zweischneidig, meint unser Lehrer Ulli. Sobald man den Text gelernt hat, ist er auch irgendwie im Weg. Besser ist es, die Szene erst einmal zu Imaginieren und zu Spielen, dann den Text draufzulegen.