Ulrich Radoy, Schauspielgrundlagen, Berlin Mitte 23.02.2015

Bei dieser Aufführung nun mit dem halben Text, war es nicht in meinem Körper und nicht in meinem Gefühl. Ich war ganz in meinem Kopf. Es war für Ulli und für mich zu rational. Ich kam nicht ins Spielen, bzw in den Flow. Und wenn ich ein klein wenig ins Spielen kam, dann hat mich der Text wieder unterbrochen.

Ich habe mich nicht fallen lassen. Es war nicht im Bauch und im Körper. Das Ganze war für mich auch nicht aus einem Guss. Das Spielen und Sprechen…

Ich muss das Ganze zu Hause vor der Kamera üben. Wozu habe ich eine Kamera…

Dann braucht das auch eine grobe Choreographie. Wo stehe ich, wo setze ich mal eine Pause, wann hole ich Dinge aus der Tasche und fasse sie an. Zu welcher Passage an welchem Punkt, setze ich mich, atme stark, schwitze etc.

Die Choreographie kann ich zu Hause üben. Und vor der Kamera. Ich muss mit der Textarbeit auch noch die Sub Ebene einflechten

Ich habe zum Publikum gesprochen. Das sollte ich nicht. Ich soll bei mir sein und soll meine Rolle spielen. Zwar zum Publikum mit dem Körper gewandt aber ich führe ja in dem Fall Selbstgespräche mit mir. Ich mache keine Präsentation, wie im Job… Ich spiele eine Rolle

Komisch, von einer Teilnehmerin, Chrissi, habe ich das Feedback bekommen, dass ich eine schöne Theaterstimme hätte. Auf dem Nachhauseweg habe ich dann noch gefragt, woran sie das festmacht. Ich fragte sie ob sie die Lautstärke meinte. Sie sagte aber so etwas wie den Klang bzw die Farbe. Schon komisch.

Es ist mit dem Scheinwerferlicht auf die Bühne, Zuschauerraum abgedunkelt schon besser. Man kommt in einen anderen Modus und ist bei sich.

Der Text. Schlimm. Mir haben wieder, wie erwartet ganze Bausteine gefehlt. Ich habe mit dem Text gekämpft. Ich muss den Text wirklich noch mal ganz anders einpauken

Mit Ulli geredet, dass ich mein Sakko und die Krawatte absichtlich zu Hause gelassen habe um noch eine Steigerung im Spiel zu haben. Gut, Ulli sagt, neben der Außenwirkung, machen aber auch die Requisiten mit einem selbst etwas. Man fühlt sich anders

Als ich im Stück zu stark im Kopf und zu rational war, hat Ulli versucht mich zu knacken. Aus seinen Reaktionen ist mir aufgefallen, dass er dies auch nur zum Teil geschafft hat. Ich war zu sehr im Kopf und der Text und das Gefühl waren nicht in mir.

Er ließ mich zunächst im Raum laufen. Den Text sollte ich ruhig sprechen. Zuerst lief ich nur ein wenig im Raum, vorne auf einer Linie vor den Zuschauern. Ich sollte aber den ganzen Raum nutzen und weitere Strecke laufen. Dadurch hat Ulli es immer noch nicht geschafft und er ließ mich in einem Rechteck laufen, Text aufsagend. Ich kam vom Gefühl her nicht in die Rolle. Der Text hat mich gestört

Ich hatte die Szene als Impro ohne Text besser gespielt.

Ganz am Ende hat er dann doch eine Verbesserung geschafft. Marco, ein Zuschauer hat gesagt, man hätte die Angst an meiner flachen Atmung gemerkt.

Wenn man Angst hat, atmet man flach. Man zieht die Schultern hoch. Man lässt die Augen nervös und schnell hin und her wandern (weitere Sachen noch finden, die dem Ausdruck verleihen)

Ulli hat gesagt, wenn ich das nächste Mal spiele, solle ich mir was vorstellen, was mir große Angst macht.